Der ursprüngliche Gedanke der Mietergemeinschaft stammt von zwei einzelnen Mietern der BORSTEI: Wolfgang Berchtold und Ingrid Schmid waren Anfang der siebziger Jahre Mitglieder im Elternbeirat der Grundschule an der Dieselstraße. Damals entstand die Idee, vergleichbar dem Elternbeirat einer Schule, in der BORSTEI eine Interessenvertretung der Mieter zu gründen, die die Rechte, die Wünsche und die gemeinschaftlichen Anliegen der Mieter gegenüber der Verwaltung vertreten sollte. Das Entstehen dieser Idee erklärt sich nicht zuletzt durch die damaligen Strukturen in der BORSTEI. Es war vertraglich festgelegt, was Mieter durften und was nicht.
Vieles, von dem, was dort geregelt war, wollte nicht mehr so recht in die Zeit passen, weswegen Teile der Mieterschaft sich einig waren: Etwas musste getan werden! Im März 1975 schließlich wurde die Gründung der Mietergemeinschaft beschlossen, eine entsprechende Versammlung ist für den 11. April des Jahres dokumentiert. Kurz zuvor war die nach dem Krieg eingeführte Staatliche Mietpreisbindung aufgehoben worden, der auch die BORSTEI-Wohnungen unterlagen, es waren zum Teil drastische Mieterhöhungen angekündigt worden. So kam den Bewohnern die Gründung einer Mietergemeinschaft gerade recht. Sie stürmten den Saal und füllten in Scharen die Aufnahmezettel aus.
Noch heute sind die Grundgedanken von damals in der Satzung verankert, vor allem in §2, der da lautet: Die Mietergemeinschaft BORSTEI bezweckt die Wahrnehmung gemeinschaftlicher Interessen der Mieter der BORSTEI – insbesondere gegenüber dem Vermieter und den engeren und weiteren Grundstücksnachbarn – zur Förderung gesunder und gemeinschaftsfreundlicher Lebens- und Wohnverhältnisse, sowie die Interessenwahrnehmung in Angelegenheiten, die das Mietverhältnis aller Mieter betreffen.
Neben den Angelegenheiten, die es seinerzeit in regelmäßigen Treffen mit der Verwaltung zu regeln galt, war das Betätigungsfeld der Mietergemeinschaft vielseitig: Es gab Verhandlungen mit Polizei und Feuerwehr über die Zufahrten der BORSTEI, die damals noch durch Fußballspiele im Olympiastadion strapaziert wurden, man beteiligte sich engagiert an der Bürgerinitiative gegen den Rangierbahnhof und natürlich wurde immer wieder (und am Ende erfolgreich) mit der Firma Bärlocher verhandelt, deren Emissionen oft bedenklich waren. Im Zusammenschluss mit den Bewohnern der Olympia-Pressestadt und des Olympiadorfs war dies ein langer Kampf, an dessen Ende die Firma Bärlocher umsiedeln musste.
Auch gefeiert wurde damals reichlich: Das Sommerfest erfreute sich von Anfang an großer Beliebtheit und die Nikolausbescherungen, die es schon zu Zeiten von Senator Borst gegeben hatte, wurden wieder aufgenommen.
Schließlich konnte der Vorstand einen kleinen Raum im Untergeschoss der Pickelstraße 7 mieten, später zog man in die Löfftzstraße um, wo sich der Mietergemeinschaftsraum bis heute befindet. Auch ein Vorläufer der BORSTEI-Rundschau, genannt BORSTEI Aktuell, wurde regelmäßig herausgegeben.
Die Mietergemeinschaft hatte von Beginn an neben den oft konstruktiven Auseinandersetzungen mit der Verwaltung und den Nachlassverwaltern Themen, die das Umfeld betrafen. Erst war dies die Firma Bärlocher. Dann entstand auf Initiative der MGB der Radweg an der BORSTEI und Mittlerem Ring entlang ebenso der neugestaltete Grünstreifen mit (neuem) Hügel und verschiedenen Spielplätzen vor dem Stadtwerksgelände. Ein Kohleheizkraftwerk und ein Busbahnhof auf dem Geländer der Stadtwerke konnte von der Mietergemeinschaft verhindert werden. Die letzten Aktivitäten galten dem Transrapid, der schließlich wegen der komplizierten Finanzierungslage schon in der Planungsphase beerdigt wurde – zum Glück für unsere Siedlung!